Alp Bora © Zuzana Sieder
"Alp Bora war in seinem viel zu kurzem Leben viel herumgekommen. 1976 in der europäisch geprägten Metropole Istanbul geboren, verbrachte er die ersten Jahre seiner Kindheit in der türkischen Hauptstadt Ankara mitten in Anatolien, bevor er mit seiner Familie in Richtung Bagdad weiterzog, wo er mit der orientalischen, einer wiederum gänzlich anderen Kultur konfrontiert wurde. Schon immer in enger Liebe mit der Musik verbunden, ließ sich der junge Mann natürlich von den Klängen und verschiedenen Traditionen der jeweiligen Regionen mitreißen und beeinflussen. Er verinnerlichte diese und formt aus all dem vermeintlich Gegensätzlichen seine ganz eigene musikalische Sprache, die immer auch für andere Einflüsse offen blieb.
1998 zog es Alp Bora nach Wien. Neuerlich mit einer gänzlich anderen Welt konfrontiert, war es abermals die Musik, welche ihn vom ersten Moment an vollends vereinnahmte. Auf die Frage, warum es ihn ausgerechnet nach Wien verschlagen hatte, antwortete er: "Weil du nirgendwo sonst in Europa Orient und Okzident in so kultivierter Dichte finden und genießen kannst wie hier". Er fühlte sich von Beginn an wohl und schon bald brachte er seine ersten musikalischen Projekte auf den Weg – die international erfolgreiche Formationen Nim Sofyan, welche 2004 auch mit dem Austrian World Music Award ausgezeichnet wurde, das Alp Bora Quartett, das aus dem Trio mit der Geigerin Julia Pichler und dem Cellisten Lukas Lauermann hervorging, er spielte mit im Istanbul Express und veröffentlichte mehrere CDs. Mit seiner verführerischen purpurnen Oriental-Soul-Stimme und seinen armenischen, türkischen und griechischen Liedern, die er in einem ungemein international und universell Sound erklingen ließ, verstand er es, die Menschen allerorts in gleichem Maße zu begeistern und zu berühren [...]."
mica (2017): R.I.P. Alp Bora. In: mica-Musikmagazin.
- Stilbeschreibung
"Der Sänger und Gitarrist Alp Bora war einer der bedeutendsten Botschafter der österreichischen Weltmusikszene. Er war Bewahrer jener anatolischen Volkslieder, die er bereits als Kind gehört hatte, und spannte gleichzeitig den musikalischen Bogen gekonnt zu einem zeitgenössischen urbanen Weltmusiksound. Seine Musik steht für Völkerverbindung, für kulturelle Vielfalt, für eine kunstvolle Zusammenführung der unterschiedlichsten Klangtraditionen zu einem homogenen Ganzen. Befreit von jeglichen Scheuklappen versuchte er immer, Brücken zu schlagen und Verbindungen herzustellen, zwischen den verschiedenen kulturellen Musiktraditionen (seiner alten und neuen Heimat), lokalen Spielformen und Musikepochen. Immer den Blick auf das Moderne gerichtet, verlor er sich dabei niemals im einfachen Wiedergeben oder Zitieren des bereits Bekannten und tausend Mal Gehörten, vielmehr deutete er liebe- und respektvolle das Alte neu, wie es nur wenige auf diese kunstvolle Weise beherrschten [...]."
mica (2017): R.I.P. Alp Bora. In: mica-Musikmagazin."Alp Bora ist jemand, der sich in kunst- und gefühlvollen Schritten durch die verschiedensten Klangwelten zu bewegen versteht und dessen musikalische Sprache sich aus den Dialekten und Akzenten der unterschiedlichsten Kulturkreisen und Regionen nährt. Der in der Türkei geborene und in Wien lebende Sänger und Gitarrist praktiziert in seiner künstlerischen Tätigkeit die von allem traditionellen und dogmatischen enthobene musikalische Vielfalt, die ihn zwischen allen Spielarten und Stilen Platz nehmen und die Freiheit, genau das zu tun, wozu er gerade Lust hat, genießen lässt. Er ist genauso Weltmusiker, wie er ein Jazzer ist, er zeigt dieselbe Vorliebe für den Pop, wie auch für den Folk, ein echter musikalischer Kosmopolit eben [...] Versetzt mit Elementen aus dem Jazz, Soul, Funk, Pop, Kammermusik und den verschiedensten Formen des Folk entziehen sich seine Songs jeglichen stilistischen Kategorisierungsversuchen, ohne dabei – und hier zeigt sich die wahre Kunst des gebürtigen Türken – auch nur etwas von ihrer Ursprünglichkeit und Originalität einzubüßen [...]."
Michael Ternai (2014): Das Alp Bora Quartett zu Gast in Salzburg. In: mica-Musikmagazin.- Auszeichnungen
2004 IKKZ – Internationales Kultur- und Kommunikationszentrum, Wien: Austrian World Music Awards Publikumspreis (mit Nim Sofyan)
2005 Bundesministerium für auswärtige Angelegenheiten: Förderprogramm "The New Austrian Sound of Music 2006–2007"- Ausbildung
1998–2000 Wirtschaftsuniversität Wien: Volkswirtschaft - Abbruch
Konservatorium Prayner für Musik und dramatische Kunst, Wien: Jazzgitarre
- Tätigkeiten
1999–2017 musikalischer Begleiter von Angela Waldegg (u .a. Theaterprojekte, Lyriklesungen im In- und Ausland)
2001–2017 freiberuflicher Musiker
2007–2017 Salam Orient Festival, Wien: Veranstalter, Organisator (gemeinsam mit Norbert Ehrlich)projektXchange - Rotes Kreuz: Botschafter
Mittelmeer-Festival, Wien: Veranstalter, OrganisatorMitglied in den Ensembles/Bands
2003–2017 Nim Sofyan: Gitarrist, Sänger, Akkordeonist (gemeinsam mit Daniel Klemmer (Cajon, Darabukka, perc), Paul Dangl (vl), Pedro Duarte (fl), Roland Mach (e-b))
2007–2017 Alp Bora Trio: Gitarrist, Sänger, Akkordeonist (gemeinsam mit Julia Pichler (vl), Lukas Lauermann (vc))
2011–2017 Alp Bora Quartett: Gitarrist, Sänger, Akkordeonist (gemejnsam mit Julia Pichler (vl), Lukas Lauermann (vc), Soner Tezcan (schlzg))
2013–2017 Istanbul Express: Gitarrist, GesangMarwan Abado & Marios Anastassiou & Alp Bora: Gitarrist, Gesang (gemeinsam mit Marwan Abado (Oud), Marios Anastassiou (Busuki))
Alp Bora & Hakan Gürses: Gitarrist, Gesang (gemeinsam mit Hakan Gürses (git, fl, voc))- Diskografie (Auswahl)
2012 Bâb - Alp Bora Quartett (Lotus Records)
2010 Agora - Nim Sofyan (Galileo Music)
2008 Amber - Alp Bora Trio (Extraplatte)
2007 Extraplatte Label Presentation Vol. 8 (Worldmusic/Songs) (Extraplatte) // Track 10: Manora Oyun Havasi; Track 11: Hekimoglu
2007 Divane - Nim Sofyan (Extraplatte)
2006 Düm Tek - Nim Sofyan (Extraplatte)
2003 Tuna - Nim Sofyan (Not on Label)
20?? Eine Wolke, Vollbeladen Mit Der Sonne: Lyrik Und Lieder Aus Anatolien - Angela Waldegg, Alp Bora (Not on Label)als Interpret
2012 65 Hähne - Trio Klok (Unit Records)- Literatur
mica-Archiv: Alp Bora
mica-Archiv: Nim Sofyan2007 mica: Alp Bora, Daphna Sadeh, Koby Israelite & Daniel Klemmer. In: mica-Musikmagazin.
2007 mica: Salam.Orient – Alp Bora. In: mica-Musikmagazin.
2007 Sommer, Robert: mica-Interview mit Alp Bora. In: mica-Musikmagazin.
2008 mica: Alp Bora im Theater am Spittelberg. In: mica-Musikmagazin.
2008 mica: Alp Bora im Ost Klub. In: mica-Musikmagazin.
2009 mica: Alp Bora Trio in der Sargfabrik. In: mica-Musikmagazin.
2009 Masen, Michael: Akkordeonfestival Abschlussgala mit Alp Bora, Marios Anastassiou, Bekir Sakarya, Efe Turumtay / Riccardo Tesi & Banditaliana. In: mica-Musikmagazin.
2010 Masen, Michael: mica-Interview mit Alp Bora. In: mica-Musikmagazin.
2011 Ternai, Michael: Alp Bora zu Gast im Porgy. In: mica-Musikmagazin.
2011 Justin, Harald: Mit Alp Bora einmal "Wien-Singapur" – und wieder zurück! In: mica-Musikmagazin.
2012 Ternai, Michael: Porträt: Alp Bora. In: mica-Musikmagazin.
2014 Ternai, Michael: Das Alp Bora Quartett zu Gast in Salzburg. In: mica-Musikmagazin.
2014 Sonnleitner, Alois: Alp Bora im Interview. In: mica-Musikmagazin.
2017 mica: R.I.P. Alp Bora. In: mica-Musikmagazin.- Quellen/Links
Oesterreichisches Musiklexikon online: Alp Bora
SR-Archiv: Alp Bora
YouTube: Alp Bora
Treibhaus: Alp Bora
Facebook: Alp Bora Quartett
mica: Nim Sofyan
YouTube: Nim Sofyan
Podcast: Interview mit Isabel Ettenauer, Marwan Abado und Alp Bora (kulturwoche.at, 2007)
cba – cultural broadcasting archive: Nim Sofyan (Christine Reiterer, 2004)
cba – cultural broadcasting archive: Verführerische Oriental-Soul-Stimme: Alp Bora (Barbara Belic, 2016)
cba – cultural broadcasting archive: In memoriam Alp Bora (Barbara Belic, 2017)
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 22. 11. 2023): Biografie Alp Bora. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/179514 (Abrufdatum: 21. 11. 2024).